Sehr verehrte Festgäste, liebe
Pfarrgemeinde !
Gerne komme ich dem Wunsche des PGR
nach, als Zeitzeuge seit dem Jahre 1958, Geschehnisse und Ereignisse um
die
Kirche St. Meinrad Laucherthal zu dokumentieren.
Lassen sie mich zunächst, als
Einführung, im
Telegrammstil den geschichtlichen Werdegang unserer Kirche St.
Meinrad aufzeigen.
Als Fürst Meinrad II. von
Hohenzollern-Sigmaringen 1707/1708 im Laucherthal ein Hüttenwerk
errichtet,
wird auch an die geistliche Betreuung der Arbeiter gedacht.
In einem Schriftstück aus dem Jahre
1709 wird die Vergütung des Pfarrers von Sigmaringendorf für die
Ausübung der
Seelsorge in der „
Schmelze „
festgelegt.
Im
Jahre 1911 bemerkt Pfarrer Joseph Marmon : „Zu Laucherthal
ist die
Erstellung einer Kapelle ein dringendes Bedürfnis „.
Dieses Problem legt auch Pfarrer
Glöckler 1935 in einem Schreiben an Fürst Friedrich von Hohenzollern
dar. Für
viele der 525 Katholiken im Ort sei der halbstündige Weg in die Kirche
nach
Sigmaringendorf, besonders im Winter und insbesondere für die alten
Leute, zu
weit.
Abschließend bittet Pfarrer
Glöckler, durch den Bau einer Kirche oder Notkirche oder durch die
Bereitstellung eines Betsaales, dem Bedürfnis der Laucherthaler nach
einem Ort
der Andacht entgegenzukommen.
Fürst Friedrich zeigt sich spontan
und großzügig zur Unterstützung des Wunsches bereit . Er stellt als
Grundstock
für den Bau der Kirche 8000,- RM sowie das hierzu notwendige Grundstück
kostenlos zur Verfügung.
Dabei stellt er die Bedingung, dass
die Kirche auf den Namen des hl. Meinrad getauft wird.
Kaum ist der Krieg vorbei, wird in
einem Gebäude der Fürstlichen Hüttenwerke eine Kapelle eingerichtet.
Die St. Meinrad-Kapelle wird am
17.11.1946 von Prälat Dr. Schuldis aus Freiburg unter Assistenz des
Geistlichen
Rats Dekan Beuter und von Pfarrer Glöckler eingeweiht.
Nun hatte Laucherthal zwar eine
Kapelle, doch noch immer keine Kirche.
Im Laufe des Jahres 1955 wird der
Kirchenbau dann allmählich Realität.
Am 16.2.1956 wird der
„Katholische
Kirchenbauverein Laucherthal e.V. gegründet.
Vorsitzender ist Pfarrer Glöckler.
Beiräte sind : Fürst Friedrich von Hohenzollern – Erbprinz Friedrich
Wilhelm
von Hohenzollern – Direktor Dr. Gossmann – Bürgermeister Alois Maucher
–
Hermann Bayer – Eduard Zwick – Friedrich Hinder
Am 17.9.1956 ist es endlich soweit,
die Bauarbeiten an der St. Meinrad-Kirche haben begonnen.
Nach der Grundsteinlegung am
7.10.1956 durch Fürst Friedrich von Hohenzollern, kann bereits am
5.12.1956 das
Richtfest gefeiert werden.
Die festliche Weihe der Kirche,
wird am 12.7.1958 durch Erzbischof Dr. Hermann Schäufele durchgeführt.
Der größte Geldgeber für den
Kirchenbau waren mit einer Beteiligung von 65 % an den Baukosten das
Fürstenhaus und die Fürstlich Hohenzollernsche Hüttenverwaltung
Laucherthal.
Die Gesamtkosten betrugen DM 430.000,-
Im Jahre 1960 wurde die von Firma
Späth, Ennetach , gebaute Orgel eingeweiht.
Im Jahre 1961 erhielt die Kirche
St. Meinrad neue Kirchenglocken.
Die St. Meinradsglocke wiegt 440 kg
und hat die Inschrift : St. Meinrad schütze die Kirche. Die St.
Fidelisglocke
wiegt 260 kg und trägt die Inschrift : Sei getreu bis in den Tod.
Und nun einige aktuellen
Ereignisse aus der 50-jährigen
Vergangenheit der Kirche St. Meinrad :
Im
April 1958
kam ich von der
Gemeinde Weißensberg bei Lindau nach
Laucherthal und trat als junger Industriekaufmann, in die Dienste der Fürstlich
Hohenzollernschen
Hüttenwerke
Somit konnte ich noch persönlich
die 250 Jahrfeier des Hüttenwerkes und die Weihe der Kirche St. Meinrad
miterleben.
Die kirchenmusikalischen Beiträge
des Kirchenchores Laucherthal, anlässlich der
Kirchweihe, veranlassten mich spontan, dem Kirchenchor
beizutreten.
Vorstand des Chores war damals
„Martin Nilkes“ und Chorleiter Oberlehrer Sebastian Heck. Der Chor
hatte eine
Mitgliederstärke von ca. 25 Sängerinnen und Sänger.
Bilder vom Kirchenchorausflug 1959
auf das Hochjoch bei Schruns.
Unter Obhut und Organisation der
Hüttenverwaltung Laucherthal, wurden die sonntäglichen Gottesdienste
durch die
Patres von Kloster Gorheim durchgeführt.
Diese Regelung hatte Bestand bis zu
Auflösung des Klosters im Jahre 1961
Als
damaliger Lektor durfte ich
vor allem den geschätzten Pater Amandus kennenlernen.
Die Alt-Laucherthäler werden sich
sicherlich noch gut erinnern an den resoluten Bußprediger Pater
Theodosius
Briemle – genannt Haasenpater (Erster von links)
Sein Übername hing mit seiner Verwandtschaft
„Haas“ im Ortsteil
Laucherthal zusammen.
In der 50-jährigen Geschichte der
Kirche St. Meinrad sind insgesamt 6 Ortspfarrer tätig gewesen
:
In der Diagonale von links oben:
Pfr.
Emil Glöckler bis 1961
Pfr. Siegfried Bliestle von 1961
bis 1977
Pfr. Johannes Bold von 1977 bis
1983
Pfr. Alois Kaiser von 1983 bis 1985
links unten: Pfr. Erich Andris von 1985 bis 2007
rechts oben: Und ab Nov. 2007 Pfr. Kasimir Fatz
Unvergessen sind auch die
Fronleichnams-Prozessionen im Ortsteil Laucherthal.
Die 4 gezimmerten
Fronleichnams-Altäre wurden durch die Hüttenverwaltung in Regie von
Schreinermeister Fröhlich aufgestellt. Die Einwohner gestalteten den
gesamten
Prozessionsweg mit einem Grasteppich und vor jedem Altar wurde ein
wunderschöner Blumenteppich
mit einem
passenden Motiv gelegt.
Den Mesnerdienst in der St.
Meinradkirche verrichtete „Heinrich Kirn“ Die Ministranten mussten ihren Dienst
mustergültig und punktgenau
– sprich korrekte Kniebeugen – verrichten.
Es soll vorgekommen sein, dass die
Buben nach den Ministrantenproben, Muskelkater bekamen.
Die Nachfolge von Mesner Kirn trat
in den 70iger Jahren „Hugo Zwick“
an.
Ein treuer und zuverlässiger
Vertreter war bei Abwesenheit von „Hugo“ sein Zwillingsbruder „Otto“. Hugo Zwick konnte
noch sein
25-jähriges Mesnerjubiläum feiern.
Als Dankeschön des
Ortspfarrers Erich Andris durfte der Jubilar
eine Pilgerreise
in das Heilige Land machen.
Aus Altergründen musste Mesner Hugo
Zwick sein Amt zur Verfügung stellen.
Der Mesnerdienst wurde zunächst auf
3 Personen aufgeteilt : Frau Waldtraud Bauer,
Frau Roswitha List und Herrn
Waldemar Benz. Seit dem Jahre 2006 ist Waldemar Benz Mesner in der
Pfarrkirche
Sigmaringendorf.
Ein besonderes seelsorgerisches
Ereignis war die jährliche Hausmesse bei der hochbetagten Frau Förderer
im
Laucherthal.
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Ein wunder Punkt war für mich ,
nach meinem Wohnortwechsel im Jahre 1958, dass keine kirchliche
Jugendarbeit
existierte. Dies galt für Laucherthal wie auch für Sigmaringendorf.
Im Jahre 1959 gründete ich im
Einvernehmen mit Pfarrer Glöckler, die ersten zwei KJG-Gruppen.
KJG war der Name
„Katholische Jungmänner Gemeinschaft“ mit den
Altersstufen
Jungschar – Jungenschaft – Jungmannschaft.
Im Jahre 1960 war die erste
Aufnahmefeier der Jungschar- und Jungenschaftsgruppe auf dem
sogenannten
„Hennenbühl“ ein Waldhügel zwischen Laucherthal und Hitzkofen.
Hier im Bild sehen wir eine weitere
Jungschargruppe.
Hier sehen wir Bilder von einem
Jugendbekenntnistag des Dekanates Sigmaringen im Jahre 1961 in Laucherthal.
Im Jahre 1961 wurde Pfarrer
Glöckler pensioniert und sein Nachfolger wurde Pfarrer Siegfried
Bliestle.
Und nun wurde mit aller Energie die
Jugendarbeit in Sigmaringendorf aufgebaut.
Es wurden wiederum KJG-Gruppen
gegründet aber zugleich auch auf Grund der Initiative von Pfarrer
Bliestle
„KFG-Gruppen“ die „Katholische Frauenjugend-Gemeinschaft“
Zu damaliger Zeit war die
Jugendarbeit noch getrennt in Mannesjugend und Frauenjugend.
In den 80iger Jahren wurden die
Jugendorganisationen zusammengeführt
unter dem Namen : KJG – aber mit der Wortdeutung
„Katholische junge
Gemeinde“
Dieser Name ist bis
auf den heutigen Tag ein Begriff
und Markenzeichen der kirchlichen
Jugendarbeit in unserer Gemeinde.
Es darf aber auch nicht
verschwiegen werden, dass es
in den
Anfangsjahren 1959 bis etwa 1962 unter den Jugendlichen in beiden
Ortsteilen ,
immer wieder Rivalitäten,
Vorbehalte
und Spannungen gab.
Noch in den Jahren 1962 und 1963
wurden aus diesen Gründen getrennte Lagerwochen für Laucherthal und
Sigmaringendorf durchgeführt.
Dieses Erscheinungsbild der
Konkurrenz hatte einen tieferen, geschichtlichen Hintergrund.
Das Dorf war in früheren Zeiten
bäuerlich und handwerklich geprägt.
Im Laucherthal entwickelte sich,
bedingt durch das Hüttenwerk, eine Industriebevölkerung. Das hatte
Auswirkungen
auf die Mentalität und das soziale Gefüge der Bürgerschaft.
Heute ist durch die
Industriealisierung auch
von
Sigmaringendorf und die notgedrungene Auflösung der kleinbäuerlichen
Betriebe,
dies kein Thema mehr.
Die beiden Ortsteile sind
zusammengewachsen und die Jugend HAT BEREITS AB DEM Jahre 1963 mit
gemeinsamen
Fahrten und Lagern einen Schlussstrich gesetzt.
Im Jahre 1977 als Pfarrer Bold
Nachfolger von Pfarrer Bliestle wurde, bereitete unsere Kirche St.
Meinrad
große Sorgen.
Durch einen Wassereinbruch von der
Ostseite der Kirche, wurde der Fußboden der Kirche stark beschädigt und
die
angebrachte elektrische Bankheizung unbrauchbar gemacht.
Es wurde eine Drainage an der
Kirchen-Außenwand – sprich Waldseite eingebracht, der Fußboden völlig
erneuert
, sowie neue Heizstrahler mit Einzelbank-Schaltung eingebaut.
Auch die politische Gemeinde hatte
immer ein offenes Ohr, wenn es um Mithilfe des Bauhofes oder
Sachleistungen
ging.
Bis zur Stunde werden die Außenanlagen
der St. Meinrad-Kirche gepflegt
und betreut. Dafür Herr Bürgermeister ein herzliches „Vergelts Gott“
Die jüngste
Innenrenovation der Kirche, wurde durch die Übernahme
eines beträchtlichen Kostenanteiles durch die Zollernwerke, anlässlich
der 300
Jahrfeier ,
ermöglicht . Auch dafür an die
Direktion der Zollernwerke unseren herzlichsten Dank.
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Abschließend können wir nur wünschen und hoffen, dass auch
in den
kommenden Jahrzehnten die Kirche St. Meinrad uns erhalten bleibt und
weiterhin
ein Ort der Stille, des Gebetes und des gemeinsamen Gottesdienstes für
die
Laucherthäler wie auch Sigmaringendorfer
uns sein kann.
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